Auf Dem Silbernen Globus: Eine Handschrift Vom Mond by Żuławski Jerzy

Auf Dem Silbernen Globus: Eine Handschrift Vom Mond by Żuławski Jerzy

Autor:Żuławski, Jerzy [Żuławski, Jerzy]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783360001894
Google: boIxHAAACAAJ
Herausgeber: Verlag Das Neue Berlin
veröffentlicht: 1988-02-14T23:00:00+00:00


Der Wagen, hermetisch abgedichtet, war, da wir die vielen schweren Teile entfernt hatten, leicht genug gewesen, um sich an der Oberfläche der weiter steigenden Flut zu halten, die durch den entsetzlichen Wolkenbruch und die in Kaskaden vom Gebirge herabstürzenden Bäche gespeist wurde. Beim nicht enden wollenden Zucken der Blitze und unterm Krachen des Donners schwamm der Wagen auf den Wellen wie einst die Arche Noah, ihr um so ähnlicher, weil auch er das Menschengeschlecht auf diesem Himmelskörper vor dem Untergang rettete.

Marthas Lage war keineswegs beneidenswert gewesen. Der Möglichkeit beraubt, das improvisierte Schiff zu steuern, war sie den Launen von Wellen und Wind ausgesetzt, die es hin und her warfen wie eine Nußschale. Zu dem Entsetzen über die plötzlich über sie hereingebrochene Katastrophe gesellte sich noch die Sorge um unser Schicksal und die absolute Ungewißheit, wie das alles enden würde.

Als die Regengüsse aufgehört hatten und das Wasser endlich nicht mehr weiter stieg, bemerkte Martha, daß der Wagen in eine bestimmte Richtung trieb. Sie ahnte, daß die Strömung des abfließenden Wassers ihn trug, aber das vermehrte nur ihre Angst. Der Wagen konnte in eine Stromschnelle geraten oder bestenfalls in eine entlegene Gegend abgetrieben werden, wo wir ihn schwer hätten finden können.

Sie atmete erst auf, als sie nach reichlich zehn Stunden entdeckte, daß aus der fallenden Flut kahle Hügelkuppen auftauchten. Doch alle ihre Versuche, das Schiff auf eine dieser Kuppen zuzusteuern, scheiterten. Sie hörte schon das Tosen des Wassers, das durch die Klamm entwich, an der ich sie fand, und sie war darauf gefaßt, daß der Wagen mit ihr in unbekannte Gefilde fortgespült würde, da blieb er durch einen glücklichen Zufall an einem Felsvorsprung hängen.

Geistesgegenwärtig warf sie ein Tau durch das offene Fenster zu dem Felsen hinüber und sicherte sich auf diese Weise gegen die Strömung, die den Wagen jeden Moment wieder erfassen konnte. Als ich eintraf, war die Gefahr schon vorüber und das Wasser so weit gefallen, daß der Wagen auf dem Trockenen stand.

Zehn Stunden später waren im Talkessel nur ein paar kleine Wasserlachen zurückgeblieben, die aussahen wie Glasscherben zwischen grünen Gewächsen.

Auf Pedro warteten wir noch geraume Weile. Die Hunde führten ihn zu uns, die meiner Spur gefolgt waren. Er musterte uns mit mißtrauischen Blicken und ging wortlos daran, die im Wagen geborgenen Vorräte und Instrumente zu inspizieren.

Ein komischer Mensch! Ich lebe schon elf Erdenjahre hier mit ihm zusammen, und doch gibt es immer wieder Situationen, in denen ich seinen Charakter nicht durchschaue, der eine eigentümliche Mischung aus Mut, Opferbereitschaft, Entschlossenheit und Leidenschaft und einem Hang zu Egoismus, Neid, Verschlossenheit und Mißmut ist. Nur das eine weiß ich: Er ist völlig unberechenbar.

Die Katastrophe hatte uns erheblichen Schaden zugefügt. Das Hochwasser hatte uns unwiederbringlich viele notwendige Gegenstände genommen, viele andere mußten wir mühselig in dem ausgedehnten Talkessel wieder zusammensuchen. Das Zelt, vom Wasser fortgerissen, war nicht zu finden. Ein Glück nur, daß sich durch die seit langem getroffenen Vorbereitungen zur Weiterfahrt der größte Teil unserer Habe während des Unwetters schon im Wagen befand. Das Hochwasser brachte uns aber auch einen großen Vorteil. Das abfließende Wasser wies uns den Weg, den wir nach Süden einschlagen mußten.



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